Winterführerschein?

Es erstaunt mich jeden Winter wieder im Strassenverkehr. Kaum fallen die ersten paar Schneeflocken, plötzlich verlernen beinahe alle Autofahrer wie man ein KFZ führt.

Es ist ja an sich sehr lobenswert, dass Autofahrer bei schlechten Witterungsverhältnissen eine angepasste Geschwindigkeit fahren, aber angepasst heisst zumindest für mich nicht nur „Fuß vom Gas“, sondern eben auch so schnell wie es die Bedingungen zulassen, um kein Verkehrshinderniss darzustellen.

Ganz beliebt ist es ja bei etwas rutschigen Verhältnissen, sobald es den Berg hoch geht, nicht zu versuchen die Geschwindigkeit beizubehalten, sondern nein, es wird immer mehr verlangsamt und mehrere Male zurückgeschaltet, bis es dann natürlich wirklich soweit ist, dass im ersten Gang die Räder anfangen durchzudrehen. Jetzt wird gleich ganz angehalten. so, da stehen wir nun, Anfahren nicht mehr möglich. Und wer ist daran Schuld? Aus sicht des Fahrers nicht sein Fehlverhalten, sondern die Strassen sind zu glatt. Am besten natürlich gleich noch ordentlich über den Winterdienst schimpfen.

Die Gründe dafür bei leichtem Schneefall, und Pulverschnee (kein Schneematsch) auf einer geraden Landstrasse, wo weit und breit keine Ortschaft, Bushaltestellen oder ähnliches sind, von normalerweise erlaubten 100km/h direkt auf 30 km/h und weniger umzuschalten erschliesst sich mir nun wirklich nicht. Und das wo die meisten Autos Frontantrieb besitzen, sich also für den Ungeübten etwas pflegeleichter verhalten, und alle möglichen elektronischen Helferlein besitzen, angefangen mit ABS über ESP bis hin zu ASR und Doppelkupplungsgetriebe.

Ich selbst besitze einen entsprechend alten Benz mit Heckantrieb, ABS und glücklicherweise ein abschaltbares ESP. Mit diesem 1,5t schweren Schiff, war es ohne Probleme möglich außerorts zwischen 50 und 70 km/h zu fahren, und zwar ohne, dass elektronische Helferlein oder ähnliches eingegriffen hätten.

Ich kann es einfach nicht verstehen, wieso die Leute, sobald sie Schnee sehen, jedliches Gefühl für ihr Fahrzeug verlieren, und in den totalen Angstmodus umschalten.

Vielleicht mag mein Unverständnis daran liegen, dass ich seit Jahren begeisterter Motorradfahrer bin. Hier gibt es 2 wesentliche Faktoren, die man als guter Motorradfahrer (u.a.) permanent beherzigen muss, das Lesen der Strasse und der „Popometer“. Für alle nicht Motorradfahrer, heisst das im wesentlichen genau auf Rückmeldungen des Fahrzeugs achten.

Vielleicht mag die Angst auch daher rühren, dass ich etliche Autofahrer kenne, die noch nie auf Schnee oder rutschiger Fahrbahn gefahren sind. Den Führerschein auf Grund des Geburtstages nur im Sommer gemacht, und dann im Winter immer gleich das Auto stehen lassen. Ich empfehle hier wirklich vielen Autofahrern mal den Besuch eines entsprechenden Fahrsicherheitstrainings. Man lernt zum einen in ungefährlicher Umgebung das Verhalten des eigenen KFZ im Grenzbereich kennen und darauf zu reagieren. Noch viel wichtiger finde ich jedoch auch zu erfahren, wo denn dieser Grenzbereich überhaupt liegt. Diese liegt nämlich bei oben geschilderten Situationen meist wesentlich weiter, als man es gemeinhin annimmt.

Die Erfahrung wo die physikalischen Grenzen liegen, kann eben nicht nur dazu beitragen, diese nicht zu überschreiten, sondern auch dazu dienen, zu erkennen, wie weit man noch von diesen entfernt ist. Damit erscheint der Autofahrer, der einem dann mit 50 km/h auf der Landstraße überholt möglicherweise dann nicht mehr als „hirnloser Raser“ in den Köpfen der anderen.

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